Die Antifaschistische Aktion Koblenz hat sich heute in vielerlei Hinsicht beim CSD Koblenz eingebracht. Es ist eine lange Tradition, dass auch antifaschistische Gruppen für die Gleichberechtigung von Homosexuellen, Transsexuellen, Bisexuellen und anderen nicht heteronormativen Menschen eintreten. Daher sind auch wir aktiv geworden.
Nicht alle waren von unseren Aktionen begeistert, daher möchten wir einige Worte dazu verlieren.
Zuerst einmal haben einige Genoss*innen die Pride-Parade mit einem tollen Bannerdrop versüßt – vom Dach des Löhr-Centers wurde eine 3x2m große Regenbogenflagge ausgerollt, verbunden mit einer Fahne der antifaschistischen Aktion. Garniert wurde das Ganze mit Rauch in den Farben des Regenbogens.
Des Weiteren gibt es eine sehr unschöne Sache, die wir konsequent beantworten mussten.
Während bundesweit, weltweit queere, homosexuelle, bisexuelle, transsexuelle Genoss*innen gegen die AfD und andere Rechtspopulisten und Konservative ankämpfen, da diese die errungenen Rechte für eben jene zurückdrehen wollen (Kampf gegen den „Genderwahn“ und die Finanzierung von Gender-Studies, Kampf gegen gleichberechtigte Eheschließung, Adoptionsrecht etc.), hat sich die Organisation des CSD Koblenz dafür entschieden, auch Joachim Paul, Stadtratsmitglied der AfD Koblenz und Schriftführer der Rheinland-Pfälzischen Landtagsfraktion der AfD, zu einer Podiumsdiskussion einzuladen. Paul ist nicht nur einer der führenden Köpfe der AfD RLP, sondern auch noch Mitglied der Burschenschaft der Raczeks zu Bonn – diese hatte auf sich aufmerksam gemacht, indem sie einen Ariernachweis, sprich eine „Blutreinheit“ der Deutschen Burschenschaftsmitglieder als Aufnahmekriterium gefordert hatte. Burschenschaften gelten bis heute als der Inbegriff toxischer Männlichkeit, wo meist weiße Cis-Männer sich ihrem ausgedienten Machoverhalten noch unbedarft hingeben dürfen.
Und nun wird eben dieser Mensch zu einer Podiumsdiskussion auf dem Christopher Street Day Koblenz eingeladen. Einer Parade, einem Tag der Rechte für Personen die anders lieben als der Heteronormative Zustand, der von vielen Menschen durch konsequente und entschlossene Kämpfe gegen Konservative wie Joachim Paul erkämpft wurden. Einer Parade, die ausgerechnet „Liebe ohne Grenzen“ heißt – während aufgrund der Politik der AfD queere Refugees nicht mehr sicher Schutz vor Verfolgung in Deutschland erhalten.
Auch in der antifaschistischen Aktion zählt der Kampf für die Gleichberechtigung aller Menschen zu einem der Grundgedanken – und viele Menschen aus unserer Bewegung waren an den historischen Erfolgen beteiligt. Für diese Menschen und andere Aktivist*innen ist es ein Schlag ins Gesicht, einen solchen menschenverachtenden und aktiv gegen die Gleichberechtigung aller angehenden Politiker zum CSD einzuladen.
Ihm dabei eine Bühne zur Verharmlosung und Vertuschung seiner Ansichten zu liefern („Der hat doch auf dem CSD gesprochen, so schlimm kann der ja gar nicht sein“) ist eine Farce und widerstrebt jeglichen antifaschistischen Bemühungen aufs Schärfste. Auf der Bühne hat er diese Ansichten ja dann acuh gleich offen gezeigt: Er lehnt einen Queerbeauftragten, eine Antidiskriminierungsstelle und die Ehe für alle ab.
Wir haben uns daher entschlossen dies nicht zu tolerieren und konsequent zu handeln – Joachim Paul durfte sein schickes American Eagle Polo mit einigen lila Farbspritzern aus einem Farbbeutel verschönern, um wenigstens optisch besser ins Bild zu passen, wenn er es inhaltlich schon nicht tut. Während seines Bühnenauftritts gab es lautstarken Protest gegen ihn und seine Partei.
Wir werden auch in Zukunft konsequent mit solchen politischen Fehlentscheidungen umgehen, und unsere eigenen Antworten darauf finden, wenn Faschisten sich dank demokratischer Legitimierung den Tarnumhang anlegen können.
Wir bedauern einerseits, dass durch die Aktion der Auftritt von Joachim Paul weit mehr im Gespräch ist, als die anderen, für die Community und ihre Menschen wirklich wichtigen Dinge. Allerdings hoffen wir, durch den regen Zuspruch aus der LGBTQI*-Community und die hohe Aufmerksamkeit mehr kritische Blicke für die Destruktivität einer solchen Einladung zu gewinnen.
Im nächsten Jahr kann man es sich ja dann nochmals überlegen, ob man wirklich Menschen zu einem solchen Kampftag einladen muss, die die erkämpften Rechte aktiv beschneiden wollen. Zumindest dabei hat Joachim Pauls Auftritt für Klarheit gesorgt.